Lesungen

Vor einem Publikum aus meinem Buch lesen – das ist eine der neuen Erfahrungen, die ich 2018 machen durfte. Bisher führte mich „Gertrude Grenzenlos“ auf Lesungen nach Köln zur LitCologne, nach Bonn zum Käpt’n Book Lesefest oder nach Hamburg zu Harbour Front. Ich las vor 30 Kindern, vor 100, vor über 200 … Manche Lesungen sind – egal wieviel Kinder im Publikum sitzen – mucksmäuschenstill, andere sind lauter. Doch immer entdecke ich in den Stuhlreihen vor mir Gesichter, an denen ich beim Aufschauen hängen bleibe. Sie gucken mich wie gebannt an. Sie fiebern mit, sie halten die Luft an.  Von dieser Spannung, die da in der Luft hängt, bleibt noch ganz lange etwas in mir drin. Auch noch nach dem Fragenmarathon der Kinder.

Die eindruckvollste Lesung, die ich erleben durfte, aber war mit nur einem Kind, in Bonn. Die Veranstaltung war eigentlich abgesagt, und ich saß mit der Käpt’n Book-Veranstalterin noch eine Weile in der Sonne vor dem Jugendtreff. Da kam ein älterer Mann über den Parkplatz gehetzt, sein Enkel an der Hand. Er wollte zur Lesung. Er war extra aus Wetzlar nach Bonn gefahren, weil er seinem Enkel immer versucht zu erklären, was das Leben in der DDR bedeutete. Dann schießen dem Mann Tränen in die Augen, er muss kurz mit dem Sprechen aufhören, bevor es weitergeht. In den späten Fünfzigern verließ seine Familie die DDR und er muss immer noch daran denken, was in dieser Zeit alles passierte.

Es war eine ungewöhnlichte und bewegende Lesung, mehr ein Gespräch. Eine Begegnung.

Adern

Ich wünsche einen schönen Sommer. Wie immer ist dieser oft nass. Und hinterlässt Spuren – zum Beispiel an diesem Haus. Sieht aber gut aus, finde ich.